Ganz leicht überzuckert ist unsere kleine Dorf Welt – ein bisschen Puderzucker zum ersten Advent und zur Geburtstagsfeier vom Finn!
Der Lütte ist schon ein Jahr alt – Zeit rennt, Zeit vergeht für mich nur sichtbar, wenn ich meine Wunschenkelkinder anschaue. Die Junioren verwandeln sich nicht mehr so stark. Ihre Gesichter sind ein Zwischending zwischen Erwachsen und glückseliger Kindheit – ganz etwas Eigenes und unverwechselbares.
Beide haben Gesichter, in denen sich ihr Leben spiegelt. Da hilft auch mein Bitten nicht, dass sich Wiebke eincremen und Carsten rasieren lassen soll. Wiebkes Entschiedenheitsfalte (statt Zornesfalte) und Carstens Ayatollahbart, dieses gehört halt zu ihnen. So wie ihr Lachen, Grinsen, Lächeln – aber auch das Weinen, Meckern und Unzufrieden sein.
Natürlich macht auch die Zeit vor den Junioren nicht halt. In meiner Ursprungsfamilie hatten und haben die Männer mit 40 eine Stirnglatze – Carstens Horror! Zum Glück hatte sein Opa väterlicherseits nur ausgedünntes Haar und der Papa leichte Geheimratsecken. Carstens Buchten sind etwas stärker ausgeprägt und wir müssen eine Frisur finden, die kaschiert. Oder, er macht es Kloppi nach!? Wird schon werden – notfalls machen wir aus der Not eine Tugend und färben die Haare blau.
Wiebke ist stolz auf ihre langen Haare – ich darf keinen Zentimeter abschneiden, ohne dass es zu einem mittleren Prinzessinnenaufstand kommt. Ihre Mähne bekommt alles, von Spülung bis Haarkur. An ihre Haut darf aber leider kein bisschen Creme. Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich ihr nicht zu Weihnachten eine Pflegeserie kaufe – nur für sie – aber wenn der Schuss ins Leere hallt?
Draußen taut der Schnee, in meinem Kopf spukt es; ich möchte mal wieder eine Woche nur schreiben. Ein Märchen, nein das nicht – eher eine fantastische Geschichte in der ich mit allem, was mir bis jetzt begegnet ist abrechne. Im positivem Sinn. In der die krummen Gestalten ihre Berechtigung haben und plötzlich – nein nicht plötzlich – eher ganz natürlich – so sein dürfen und sind, wie sie sind, ohne beurteilt zu werden. Eine Woche Klausur, am liebsten wieder in einem Kloster …
… man wird ja träumen dürfen!